Interview mit Professorin Dr. Marion Eggert

Western Learning in 18th century Korea 
Professorin Dr. Marion Eggert (Ruhr Universität Bochum) 

Wann? Mittwoch, 09.07.2014, 18-20Uhr 
Wo? Koreanistik, Wilhelmstraße 133, Raum 30 


Frau Professorin Dr. Eggert hat sich bereit erklärt, The Koins ein paar thematische und persönliche Fragen zu beantworten: 

1. Bitte geben Sie uns eine kurze Zusammenfassung von Ihrem Vortragsthema. 
Der Vortrag kreist um die Fragen: Wie kam das Wissen, das jesuitische Missionare seit ca. 1600 nach China gebracht hatten, nach Korea, wie wurde es dort aufgenommen, welche Interessen und Widerstände spielten bei diesem Wissensaustausch eine Rolle, und gab es Auswirkungen auf die Wissensordnung? Mein Interesse gilt dabei nicht der Christianisierung Koreas, deshalb beschränkt sich der Vortrag auch auf das 18. Jh. 

2. Wann und wie kamen Sie mit Korea zum ersten Mal in Kontakt? 
Als ich im Mai 1980 vom Aufstand in Kwangju in der Zeitung las. Ein gutes Jahr später bin ich dann von Japan aus für wenige Wochen nach Korea gefahren und habe Kontakt gefunden zu oppositionellen Studenten; das hat meine Begeisterung für Korea entfacht. 

3. Sie haben sich Wissen über einige kulturwissenschaftliche Fachrichtungen im Selbststudium angeeignet. Welche Eigenschaften muss man aufweisen, um solch eine Herausforderung zu bestehen? 
Studium war „zu meinen Zeiten“ ohnehin sehr viel mehr Selbststudium als heute. Eigenschaften, die dabei geholfen haben, sind Neugier, Hartnäckigkeit und die Neigung zu Zweifeln. 

4. Sie haben an renommierten Universitäten in Japan, Korea, China und den USA studiert. Welche Unterschiede im Uniwesen sind Ihnen besonders in Erinnerung geblieben? Wo hat es Ihnen (rein akademisch betrachtet) am besten gefallen? 
Naja, in Japan war ich weder an einer renommierten Universität, noch habe ich da studiert (ich war Assistentin im Deutschunterricht), über Japan kann ich also gar nichts sagen. In China habe ich als Auslandsstudentin den „echten“ Universitätsbetrieb auch nicht wirklich kennengelernt. In Korea fiel mir die Passivität der Studenten sehr auf und das teilweise gockelhafte Verhalten der Professoren. Ich glaube aber, dass sich daran in der Zwischenzeit viel geändert hat. In Harvard war ich erstaunt, dass man da auch nur mit Wasser kocht, und dass die Studenten ihre Professoren keineswegs mit scharfsinnigen Fragen bestürmen. Dennoch war mein Aufenthalt in Harvard natürlich das akademische highlight: wegen der vielen Koryphäen, die dort ständig vorbeischauen, vor allem aber wegen der unschlagbaren Bibliotheksressourcen (einschließlich extrem hilfsbereiter Bibliothekare). 

5. Was ist ihr koreanisches Lieblingsgericht? 
Maeunt'ang.

6. Sie sind sicherlich viel in Korea gereist. Haben Sie einen Geheimtipp für uns? 
Meinen Geheimtipp behalte ich für mich, sonst ist er nicht mehr geheim... Gemein, nicht wahr? Aber als zweite Wahl: Pusŏksa bei Andong.

7. Durch Ihre landesübergreifenden Kompetenzen kommen Sie bestimmt häufig mit den inner-asiatischen Problemfeldern in Kontakt. Welches davon beschäftigt Sie am meisten, was würden Sie am liebsten ändern? 
Den status quo in Nordkorea; sodann die wachsenden Nationalismen. Nicht sehr originell, ich weiß... 

8. Was ist der wichtigste Aspekt ihres Vortrages, an den sich das Publikum auch in Zukunft erinnern soll? 
Gute Frage! - Ein Einblick in die Dynamiken des Kulturaustauschs, in die Unberechenbarkeit der Prozesse, die damit in Gang gesetzt werden. 

Sehr geehrte Frau Professorin Dr. Eggert, wir danken Ihnen nochmal recht herzlich für Ihre Zeit und Mühe!

Kommentare