Interview mit Dr. Klaus Dittrich

Die europäische Community in Korea um 1900 
Dr. Klaus Dittrich (Universität Luxemburg) 

Wann? Mittwoch, 14.05.2014, 18-20Uhr 
Wo? Koreanistik, Wilhelmstraße 133, Raum 30 


Herr Dr. Dittrich hat sich bereit erklärt, The Koins ein paar thematische und persönliche Fragen zu beantworten: 

1. Woher kommen Sie? (Land und Stadt)
Ich wurde in Jena in Thüringen geboren und habe dort die ersten zwanzig Jahre meines Lebens verbracht. Zur Zeit wohne ich jedoch in Luxemburg, wo ich eine Stelle an der Universität habe.

2. Bitte geben Sie uns eine kurze Zusammenfassung von ihrem Vortragsthema.
In meinem Vortrag beschäftige ich mich mit den Europäern und Amerikanern in Korea zwischen 1882 und 1910. Neben einem kurzen Überblick über nationale Herkunft und sozioprofessionelle Kategorien argumentiere ich erstens, dass es sich um eine Community mit einem spezifisch bürgerlichen Selbstverständnis handelt. Zweitens interessieren mich die zahlreichen Grenzüberschreitungen der Westler in Korea: Sie waren Migranten zwischen Europa bzw. Nordamerika und Ostasien, waren mobil zwischen China, Japan und Korea und hatten vor Ort natürlich auch Kontakt mit Repräsentanten zahlreicher europäischer Nationalitäten.

3. Wie und wann kamen Sie das erste Mal mit Korea in Kontakt?
Meine erste Reise nach Ostasien unternahm ich 2005, als ich mit der Transsibirischen Eisenbahn und Fähre zu einem Sprachkurs nach Japan gefahren bin. Für die Rückreise hatte ich einen Flug ab Peking gebucht und in diesem Zusammenhang innerhalb von zwei Tagen auch Korea durchquert, was ich sehr interessant fand. Wissenschaftlich ist mein Weg nach Korea eher ungewöhnlich, da ich keine Ausbildung als Ostasienexperte erfahren habe. Ich bin Historiker und finde transnationale und globale Ansätze in der Geschichtswissenschaft faszinierend. In meiner Dissertation über Weltausstellungen im 19. Jhd. habe ich mich mit der Beteiligung Frankreichs, Deutschlands, der USA und Japans beschäftigt. Der japanische Aspekt und ein Forschungsaufenthalt in Tokyo hat dann mein Interesse auch für Korea gestärkt. Bald war für mich klar: Ich möchte einige Zeit in Korea leben und forschen.

4. Welche Erfahrungen, die Sie in Korea gemacht haben, oder Ereignisse sind Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?
Diese Frage wird mir immer wieder gestellt, aber spontan fallen mir nie spezielle Ereignisse ein, über die ich berichten könnte.

5. Sie sprechen eine Vielzahl an Sprachen. Können Sie uns Tipps geben, wie man eine Sprache am besten meistern kann?
Naja, das muss ich relativieren. Als ich jünger war, während des Studiums, habe ich Sprachen sehr schnell gelernt. Deshalb spreche ich einige europäische Sprachen relativ gut. Aber am Koreanischen muss ich noch arbeiten. Ich denke, man sollte Sprachen vor allem durch praktische Anwendung lernen.

6. Ihr Thema handelt von der europäischen Community um 1900. Wie schätzen Sie ihre weitere Zukunft ein?
Es gibt fast noch keine wissenschaftlichen Studien über die europäische Community in Korea nach 1910. Im Langzeitvergleich mit der heutigen Zeit ist natürlich ein Unterschied, dass der Kontakt zwischen Europäern und Koreanern heute weniger hierarchisch und deutlich intensiver ist. Man denke nur an die zahlreichen bi-nationalen Ehen, die vor einhundert Jahren praktisch unmöglich waren.

7. Während sie in Korea waren, was war Ihr koreanisches Lieblingsgericht?
Ich mag eigentlich fast alle koreanischen Gerichte. Spontan kommt mir sundubu in den Sinn, welche in einem kleinen Restaurant vor der Korea University zum Mittagessen immer sehr lecker war. Aber eine schöne Portion samgyeobsal am Abend mit Cass und Cheoeum cheoreom auf dem Tisch ist doch auch nicht schlecht, oder?

8. Sind Sie viel in Korea gereist/ haben sie viel besichtig? Wenn ja, welches waren ihre Lieblingsorte/ Städte?
Natürlich bin ich gereist. Jedoch fühle ich mich in großen Städten wohl, weshalb es mir in Seoul sehr gefallen hat.

9. Was ist der wichtigste Aspekt Ihres Vortrages, an den sich das Publikum auch in Zukunft erinnern soll?
Man sollte sich nicht darauf konzentrieren, „Deutsche“ oder andere Nationalitäten in „Korea“ zu analysieren, sondern versuchen, die individuellen transnationalen Lebensläufe in Augenschein zu nehmen. 

Sehr geehrter Herr Dr. Dittrich, wir danken Ihnen nochmal recht herzlich für Ihre Zeit und Mühe! 

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