Auf den Spuren der Koreanistik
Dieses Wochenende hieß es für die Koreanistik „Klassenfahrt!!“ … beziehungsweise Exkursion. ;-) Das Reiseziel war St Ottilien, welches dafür bekannt ist, die Wiege unseres Studienfachs zu sein. Die dort ansässigen Mönche legten durch ihre Missionarsreisen und –berichte nach Korea im 20. Jahrhundert den Grundstein für eine wissenschaftliche Beschäftigung mit Korea in Deutschland.
Sichtlich müde trafen sich deshalb am Freitagmorgen alle teilnehmenden Studenten und Dozenten um sechs vor der Mensa, um die dreistündige Busfahrt
anzutreten.
Um der Bildung nicht im Wege zu stehen, waren wir Studenten
dazu angehalten, kurze Referate zu Themen, die mit dem Kloster St. Ottilien in
Verbindung stehen, zu halten. Diese reichten vom Kloster selbst bis hin zu
Büchern der Mönche wie beispielsweise „In den Diamantbergen Koreas“ des
Benediktiners Norbert Weber.
Angekommen machte allen vor allem eines allen zu schaffen:
die Hitze. Bei über 30 Grad im Schatten – gefühlt noch viel höher – und zahlreichen
Mücken in der wäldlichen Umgebung, war für viele der Fächer das Wichtigste an
diesem Tag, um einen kühlen Kopf zu behalten.
Das Programm gestaltete sich relativ straff. Das kleine
Koreafest wurde 11 Uhr durch eine Darbietung traditioneller
koreanischer Musik eröffnet . Anschließend folgten Reden von Personen, die entweder
Sponsoren waren, mitgeholfen hatten oder eine tragende Rolle im Kloster hatten.
Leider zogen sich diese extrem in die Länge, da sie parallel übersetzt wurden.
Anschließend war Zeit zum Mittagessen und zum Erkunden der
gebotenen Dinge in St. Ottilien. Da das Klosterdorf relativ klein ist,
hat man dies in circa einer Stunde erledigt. Dennoch waren die vorbereiteten
Dinge interessant.
Später waren wir dazu eingeladen, die neue Koreaabteilung
des ansässigen Museums unter Führung zu besichtigen. Die Relikte wurden zum
Großteil von den Mönchen zu Zeiten der Kolonisation Koreas durch Japan gekauft,
als diese zu Spottpreisen angeboten wurden, da diese, laut der
Museumsangestellten, rein finanziell betrachtet, „nichts wert“ waren.
Eigentlich war geplant, dass die männlichen Tübinger
Studenten danach um 16 Uhr an einer traditionellen koreanischen
Hochzeitszeremonie teilnehmen, da man noch Freiwillige brauchte. Allerdings
wurde uns am Morgen mitgeteilt, dass dies nicht mehr der Fall sei. Dementsprechend
konnten wir die Zeremonie entspannt als Zuschauer mitverfolgen. Diese bestand
hauptsächlich aus dem Anziehen der Hochzeitskleidung, gefühlt hunderter
Stofflagen, weswegen die Hauptreaktion bei dieser Hitze ein „Die beiden Models tun mir leid“ war. Trotzdem eine sehr beeindruckende und interessante Darbietung. Respekt für das Durchhaltevermögen der Darsteller.
Nach einer weiteren Stunde Freizeit fuhren wir dann in
unsere Unterkunft nach Landsberg am Lech. Gesponsert von den Professoren gingen
wir im Biergarten lecker essen. Außerdem luden diese anschließend zum
gemütlichen Zusammensitzen ein.
Am nächsten Morgen ging es dann noch einmal nach St.
Ottilien, wo die Tübinger Koreanistik an der Reihe war, ihren Beitrag zu dem
Fest zu leisten. Um Elf haben Herr Lee, Herr de Wit, Frau Kim und Frau Berner nacheinander
kurze Präsentationen zu ihren Wissensgebieten oder aktueller Forschung
gehalten.
Drei unserer Bachelorstudenten stellten anschließend den
Bachelorstudiengang und zwei unserer Masterstudenten den Masterstudiengang
Koreanistik vor. Eigentlich wäre das Fest wohl eine gute Werbeplattform für die
Koreanistik gewesen, aber aufgrund dessen, dass sich das Publikum im eher… sagen
wir mal fortgeschrittenen Alter… befand, wird diese wohl eher nicht das
Studiumsfieber gepackt haben. Aber vielleicht ihre Kinder und… Enkelkinder. Anschließend
wurde dann neben anderen Fragen auch die Standardfrage „Warum studieren Sie
Koreanistik und was kann man denn eigentlich damit machen?“, die wohl jedem
Koreanistikstudenten inzwischen zu den Ohren raushängt, beantwortet. Aber was
soll man machen, diese Frage gehört halt
immer dazu. ;-)
Außerdem gab es die Möglichkeit, ein koreanisches Mittagessen
zu sich zu nehmen, was am Vortag aufgrund Verspätung seitens der
Küche und unseres Zeitplans leider nicht möglich war. Dafür hat es am Samstag sehr gut
geschmeckt.
Nach dem einen oder anderen Kaktus-Eis als Dessert stand
noch ein Punkt unserer Exkursion an: Der Besuch des Grabs von Mirok Li in
Gräfelfing, welcher in seinem Exil das Buch „Der Yalu fließt“ schrieb, das ihm postum hohe Bekanntheit in Korea verschaffte und ihn zum „Botschafter
zwischen den Kulturen“ Deutschlands und Korea machte. Dort konnten wir durch
die freundlichen Herren, die das Grab auch heute noch mit Sorgfalt pflegen, eine
stark vereinfachte Form einer Ahnenverehrungszeremonie sehen und auch selbst durchführen.
Alles in Allem kann ich sagen, dass mir und auch allen
anderen die Exkursion sehr viel Freude
bereitet hat. Ein solches Erlebnis, in einer relativ kleinen Gruppe, mit den
Professoren zusammen, ist eben nur in einem „familiären“, vergleichsweise
kleinen Studiengang wie der Koreanistik möglich. Neben 10-15 juckenden Mückenstichen
pro Person, behalten wir aber vor allem interessante Eindrücke und einen guten
Einblick in die Anfänge unseres Studienfachs in Erinnerung.
Domenic
(Die Fotos wurden freundlicherweise durch Frau Kim zur Verfügung gestellt.)
Kommentare
Kommentar veröffentlichen