Steuerparadies Uni
aka Wer das ignoriert, sollte gar nicht erst studieren
aka Die best
angelegtesten 2 Stunden und 40 Minuten deines Lebens
Die Kurzfassung:
- Ersti oder Master, egal, read me!
- Null Einkommen + viele Ausgaben = viel abzusetzen
- Du wirst deinen Augen nicht trauen und mir auch erst glauben, wenn du es selbst erlebt hast (keine Sorge, das nehme ich nicht persönlich)
- Du bist wahrscheinlich schon spät dran, aber es gibt noch viel mehr zu retten, als du dir in deinen wildesten Träumen ausmalen kannst
- Wenn jemand, der „ein wenig Ahnung davon hat“ grade deine Steuererklärung schreibt, sofort aufhalten! In nur wenigen Tagen hast du wahrscheinlich mehr Know-How als er/sie
- Koreanistik mit dem inbegriffenen Auslandsstudium zu studieren und keine Este (Einkommenssteuererklärung) einzureichen ist fahrlässige Dummheit (sorry not sorry)
Die ganze Geschichte:
Immer wieder hatte ich in den vergangenen Monaten
Werbeanzeigen in Social Networks zum Thema Studentische Steuererklärung
gesehen, mit schwindelerregenden Ersparnissen wurde geworben, welche eher wie
frisch vom Himmel heruntergelogenes Blau auf mich wirkten. Immer wieder öffnete
ich dem Gewissen zuliebe einen Hintergrundtab mit besagten
Unterstützungs-Homepages, doch der Leseaufwand hat mich immer vom tatsächlichen
Befassen mit der Materie abgeschreckt.
Instagram-Werbeanzeige, Zeilgruppe offensichtlich ;)
Vor knapp einer Woche war es dann doch so weit, ich folgte
mit ungeteilter Aufmerksamkeit dem Link zur Hochschulinitiative Deutschland.
Dort fand ich zu meiner Überraschung keinen Informationsstrudel vor, welcher
mich in die Untiefen des Steuerwesen hinabziehen wollte, sondern lediglich eine
puristisch anmutende Landingpage mit einem kurzen Video, ein paar Catch Phrases
und einer Tabelle mit anstehenden Beratungsterminen.
Nach einem Anflug von Misstrauen an der ganzen Sache dachte
ich mir „Was soll’s #yolo“ und ich meldete mich kurzerhand für einen
2-stündigen Seminartermin an, welcher nur zwei Tage später stattfinden sollte.
Am Dienstag Abend fand ich mich in einem gemütlichen Seminarraum des
renommierten Finanzdienstleisters MLP wieder, mit gratis Wasser und
Namensschild bestückt und einem leeren Word-Dokument vor mir ging es auch
gleich los.
Das 2-stündige Seminar von Yvonne Squire, ihres Zeichens
selbst absolvierte BWL-Studentin, ehemalige Angestellte des Finanzamts und nun selbstständige
Finanzberaterin oder „Geldarzt“ der MLP, wie sie sich selbst gewandt
vorstellte, deckte ausführlich und auf unterhaltsam interaktive Weise das Wer,
Warum und Wie des Mysteriums Stud-Este ab.
Ich maße mir nicht an, diesen komplexen Inhalt
wahrheitsgetreu wiedergeben zu können, doch so viel will gesagt sein: Ich hatte
ja keine Ahnung, was man alles absetzen kann! Noch dazu, wenn ich selbst
während des Studiums über kein (zu versteuerndes) Einkommen verfüge, denn
Unterhaltszahlungen von den Eltern, Bafög und Studentenkredite, Stipendien und Lohn
von Minijobs bis 8.820€/Jahr sind steuerfrei.
Um nur ein paar Beträge zu nennen, für die es sich lohnen
soll, sich zwei Stunden berieseln zu lassen und ein paar Minuten in eine
vereinfachte Version der Este zu investieren:
Semesterbeitrag 143,80€ (SS17)
Semesterticket 89,70€ „
Umzugskostenpauschale 764€ „
Arbeitsmittelpauschale 110€ / Jahr
Laptop you name it
Fachliteratur you name it
Auslandsstudium:
Semesterbeitrag 143,80€ (SS17)
Semesterticket 89,70€ „
Umzugskostenpauschale 764€ „
Arbeitsmittelpauschale 110€ / Jahr
Laptop you name it
Fachliteratur you name it
Auslandsstudium:
Von allen studienrelevanten Ausgaben, welche unter die
absetzbaren „Werbungskosten“ fallen, sind die unter Mobilität gefassten
Dienstreisen die wohl wichtigste Rubrik für uns Koreanisten. Denn die Unkosten der
ein bis zwei Auslandssemester im Land der Morgenstille kann in beachtlichem
Ausmaß durch die Rückerstattung „beruflich veranlasster Auswärtstätigkeiten“
gedeckt werden.
Beginnen wir chronologisch mit den Flugtickets. Die Ausgaben
für die An- und Abreise mit dem Flugzeug können 1:1 abgesetzt werden. Easy bis
hier, weiter geht’s:
Die Übernachtungspauschale für Korea (Republik) liegt bei
Sage und Schreibe 180€ pro Tag im Jahr 2015 bzw. leider nur noch 112€ für 2016. Achtet auf die Aktualität der Daten!
Dazu kommt die sogenannte Verpflegungspauschale oder Verpflegungsmehraufwand von 66€ bzw.
58€, welches einen täglichen Zuschuss von 246€ (2015) bzw. 170€ (2016) ergibt.
Jedoch: diese Beträge stehen dem Studenten nur für die ersten
90 Tage des Aufenthaltes zu bzw. insgesamt 90 Tage im Jahr.
did the math: bis
zu +22.140€ in 2015 / +15.300€ in 2016
Trick 17: Wer nach dem letzten (Sprach-)Kurs für mind. 28
Tage (z.B. über Weihnachten) nach Deutschland reist, um im neuen Jahr für das
Praktikum nach Korea zurückzukehren, kann dies als neue Maßnahme absetzen.
PS: Leider muss ich an dieser Stelle doch ein wenig die Begeisterung dämpfen. Den durch die absetzbaren Werbungskosten und Sonderausgaben entstehenden Verlustvortrag kriegst du nicht etwa nach Einreichen der Este bar auf die Kralle. Es ist ein Minusbetrag, welcher quasi konserviert wird bis zu der ersten zu versteuernden Gehaltsabrechnung, wodurch du zwar auf eine (dramatisch) niedrigere "Steuerstufe" gelangen wirst (nicht zu verwechseln mit Steuerklasse), aber sei dir bewusst: wenn du 30.000€ Verlustvortrag ansammelst, bekommst du nicht am Ende 30.000€ zurück. Der Staat zahlt nicht deinen gesamten Laptop, quasi nur einen Bruchteil davon. Hier ein Beispiel, wie es auch im Seminar verwendet wurde:
PPS: Noch ein „leider“: nach aktuellem Stand können die
Kosten einer Erst-Ausbildung nicht abgesetzt werden. Master-Studenten und
diejenigen, die ihren zweiten Bachelor-Abschluss anstreben sind damit aus dem
Schneider, aber die armen First-Bachelor-Studenten müssen kämpfen. Derzeit
läuft ein gerichtlicher Prozess, bei welchem Kläger für die Erstattung der
Erstausbildungskosten kämpfen. Deshalb sollten auch Erst-Studenten auf jeden
Fall eine Este-Einreichen, in den meisten Fällen wird einem eine „vorläufige
Steuerbescheinigung“ zugeschickt, welche mit dem – unter uns – wahrscheinlich
positiv ausfallenden Gerichtsurteil gültig werden wird. Warum sollen Azubis
ihre Ausbildung absetzen können, aber der Standard-Student nicht?
PPPS: Dieser Blogpost ersetzt keinesfalls die
Infoveranstaltung selbst. Jedem Studenten sei heißestens ans Herz gelegt, ein
solches Seminar zum Erlangen aller erforderlichen Kenntnisse aufzusuchen. Die
angeführten Kostenbeispiele basieren auf externen Websiten oder
Seminarmaterialien.
PPPPS: Wie so oft, wenn es etwas umsonst und unverbindlich gibt, findet der Termin dieser Steuerseminare im Planer eher minderen Prioritätsstatus. Für die Seminarleitung leider ein sehr enttäuschendes Gefühl, anstatt für 14 Angemeldete vor nur 5 Erschienen zu referieren. Wer sich also wider Erwarten verhindert sieht, zu dem Seminar zu erscheinen, möge sich bitte - egal wie kurzfristig - per Email absagen. Ein wenig Etiquette darf sein ;)
Hier nochmal alle Links:
- Anmeldung Steuerseminar
- Verpflegungsmehraufwand & Übernachtungspauschale 2017
- Grundtabelle 2016 „Steuerstufen“
- Download Steuererklärung
Besucht das Seminar und berichtet uns von Euren Erfahrungen in den Kommentaren!
LG und ich hoffe, wir werden alle reich!
Miriam von The Koins
LG und ich hoffe, wir werden alle reich!
Miriam von The Koins
Bitte mal schauen, wer hinter der Hochschulinitiative Deutschland e.V. steckt --> Uniwunder GmbH (beide haben zufälligerweise auch denselben Geschäftsführer).
AntwortenLöschenNoch besser: MLP Finanzberatung ist an der GmbH mit 25,1% beteiligt. Ein Schelm, wer Böses denkt.