Erfahrungen zur Wohnungssuche in Korea


Da besonders für uns Studenten im dritten Semester langsam die Wohnungsfrage bezüglich des Aufenthalts in Korea aufkommt, habe ich um Informationen aus erster Hand  gebeten, um potenzielle Antworten auf diese Frage zu finden.
Dabei stehen mehrere Konzepte zur Auswahl: Vom klassischen Wohnheim bis hin zum WG-Leben Tübingen Style.
Dass nicht Alles so glatt läuft, wie man sich anfangs vorstellen mag und es vielleicht auch zwei Versuche braucht, die passende Wohnform zu finden, zeigen die folgenden Erfahrungsberichte. 

Denkt bitte daran: Das sind alles Einzelerlebnisse und bei weitem keine Pauschalisierungen der Wohnformen.
Domenic

Wohnheim

Je nachdem, welche Essensverpflegung man bucht (Mahlzeiten pro Tag), haben wir für ein Semester 990.000 Won bezahlt. Wenn man bedenkt, dass unter der Woche Frühstück und Abendessen immer enthalten sind, ist das ein echt guter Preis. Man spart eine Menge Geld, das man dann anderweitig ausgeben kann. Der Nachteil dabei ist jedoch, dass sich das Essen nicht unbedingt sehr oft abwechselt. Und wenn einem das Mensaessen nicht schmeckt, kann es ein bisschen eintönig werden.
Was uns außerdem sehr gut gefällt, ist, dass man oft koreanische Mitbewohner hat und schnell Kontakte knüpfen kann. Besucher darf man jedoch leider nicht mit aufs Zimmer nehmen.
Lisa, Svenja & Ben (Bachelor, Chungnam National University)


Ich hatte leider das Pech, dass beide Mitbewohnerinnen, mit denen ich zusammenlebte, einen ganz anderen Stundenplan als ich hatten (im koreanischen Wohnheim hat man kein Einzelzimmer!). Unsere Schlafenszeiten lagen demnach auch weit auseinander. Ich habe innerhalb des Wohnheims einmal das Zimmer wechseln müssen, weil meine Mitbewohnerin unerträglich laut geschnarcht hat. Da ich eher der Typ leichter Schlaf bin, dachte ich mir im Voraus schon, dass das Wohnheim wohl nichts für mich sein wird. Als dann sogar meine Noten unter dem Schlafdefizit litten, habe ich beschlossen, auszuziehen.
Bitte beachtet die Kündigungsfristen im Wohnheim! Vielleicht ist es nur an der Ewha so, aber ich habe drei Tage zu spät gekündigt und konnte deshalb leider kein Geld zurückbekommen.
Ich hatte mich schon im Internet informiert, aber wenn in Seoul Wohnungen gut gelegen und günstig sind, sind sie meistens sofort weg. Das Problem war die hohe Kaution (15 Millionen Won!), die ich natürlich nicht von einem auf den anderen Tag aufbringen konnte. Ein Goshiwon kam für mich nicht in Frage. Und außerdem scheint man es in Korea nicht so sehr mit Verträgen und Wartezeiten zu haben, weshalb man sich seiner Sache sicher sein sollte. Ich hatte über eine englische Website (justlanded.com)  eine Wohnung, deren Vertrag extra auf Englisch verfasst wurde, gefunden. Dort waren auch die Kautionen mit drei Monatsmieten eher im europäischen Stil.
Wasser, Strom und Gas muss ich selbst überweisen, dafür sind Internet, Fernsehen und Wartung in meiner Miete enthalten.
Lisa (Bachelor, Ewha Womans University)

WG

Kein Fan von Wohnheim, Goshiwon und Co.? Lieber WG-Leben à la Tübingen? Dann hofft auf eine großzügige Anzeige auf craigslist. Das ist nicht unbedingt die zuverlässigste Seite, aber neben all den Luxuswohnungen mit Kautionspreisen, wo die Nullen schier kein Ende haben, und spottbilligen Bruchbuden, gibt es doch ab und zu einen netten Fang! Es ist von Vorteil, ihr sichert euch die Wohnung noch in Deutschland. Da ihr persönlich nicht da sein könnt, um die Wohnung anzuschauen, schickt einen koreanischen Bekannten. Die Vermieter können meistens Englisch und sind recht flexibel was Einzugstermin und Kautionspreis angeht. Einjahresverträge werden bevorzugt. Das Nervige an koreanischen Wohnungen ist vielleicht die Nebenkostenrechnung. Diese kommt meist 1-2 Monate später mit Wasser, Gas und Strom getrennt. Da kann es schon leicht verwirrend sein am Anfang, wie denn was verbraucht wurde. Aber da kommt man rein. Manche Vermieter kommen monatlich vorbei und holen die Miete in bar ab, andere wollen eine Banküberweisung.  Mietrecht wie in Deutschland gibt es wohl nicht, oder wir wissen es nur nicht besser. Es empfiehlt sich immer, in Kontakt mit dem Vermieter zu bleiben (Kakaotalk), um bei Problemen notfalls sofort eine Antwort zu kriegen.
Christine (Master, Korea University)

One-Room

Meine Heimat ist Daegu. Dort gibt es zwar viele Universitäten, aber wegen des Koreanischen Unisystems war es abhängig von meiner Abiturnote, an welche Universität ich gehen darf.  Außerdem hatte ich den Wunsch, alleine zu leben. Da die Chungnam National University keine private Universität ist, sind die Studiengebühren ein bisschen günstiger. Anfangs blieb ich im Studentenwohnheim, bis ich meinen Militärdienst antrat. Aber im Studentenwohnheim gibt es Mitbewohner. Man hatte kaum Privatsphäre, weswegen ich in eine Einzimmerwohnung gezogen bin.
In Korea gibt es viele Makler. Er hat mir viele Zimmer gezeigt und ich habe ein preiswertes Zimmer gesucht. Dabei musste ich darauf achten, ob es zu klein oder zu weit von der Uni entfernt ist. Besonders auch, ob im Badezimmer der Abfluss gut funktioniert.
Wenn man in einer Einzimmerwohnung wohnt, muss man oft selbst und allein kochen. Deswegen esse ich leider viel geliefertes Essen oder bin viel essen gegangen, was auf Dauer nicht gut für meine Gesundheit war.
Normalerweise jedoch bleiben koreanische Studenten, wenn ihre Familie in der gleichen Stadt wohnt, zuhause. Oder sie wohnen in einem 하숙집. Dort wohnt meistens eine Frau, die für die Bewohner kocht. Es ist ähnlich wie ein WG-Leben.
Heutzutage gibt es auch viele Apps, die man nutzen kann, um eine Wohnung zu finden, zum Beispiel 직방oder 다방, die viel helfen können. Man kann mithilfe einer Stadtkarte wählen, wo man vorhat, zu wohnen. Es erscheinen viele Zimmerempfehlungen, mit Größe, Mietpreis und Kontaktnummern. Man muss sich nicht unbedingt beeilen, darf sich aber auch nicht sehr viel Zeit lassen. Die App vermittelt einen dann an den Makler, mit dem man Kontakt aufnehmen kann.

박수빈 (Chungnam National University, zweites Semester in Tübingen)


 
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Goshiwon

Jeder der sich gegen einen Platz im Wohnheim entscheidet, steht früher oder später vor der Frage One-room, WG oder Goshiwon.
Wer sich für ein Zimmer im Goshiwon entscheidet, dem muss klar sein, dass man bei einigen Sachen Abstriche machen muss. Deshalb empfehlen wir, wenn ihr in ein Goshiwon wollt, euch erst vor Ort danach umzuschauen. Denn die meisten die sich über das Internet ein Goshiwon gesucht hatten, waren enttäuscht und haben sich auch ganz schnell eine neue Unterkunft gesucht.
Tipp: Bucht euch für die erste Woche ein Hostel und sucht dann vor Ort direkt nach einem passenden Goshiwon. Dabei nehmt jede Hilfe an, die ihr bekommen könnt; sei das euer Buddy oder Freunde und scheut euch nicht um Hilfe zu Fragen.
Hilfreich sind hierbei die beiden Seiten www.gosi1.net (Koreanisch) und www.goshipages.com (Englisch).
Habt ihr dann ein paar Räume in engerer Auswahl und die Adresse parat, geht hin und fragt, ob ihr eine Besichtigung machen dürft. Hierbei solltet ihr einige Fragen klären, wie: Kosten des Zimmers (Kaution), Wi-Fi, Bad, Verpflegung, Fenster ja/nein, usw.
Habt ihr euch für ein Zimmer entschieden muss euch trotzdem klar sein, das nachträglich einige Unannehmlichkeiten auftreten können. Sehr dünne Wände, manchmal auch starke Gerüche aus dem Bad (vor allem wenn es regnet), Zentral- Heizung/Klimaanlage (nicht unbedingt selbst regelbar), Ausfall von warmen Wasser, Ungeziefer und manchmal ist Bettzeug nicht mit inbegriffen (aber GMarket hat alles).
Wir beide hatten uns am Anfang für das Leben in einem Goshiwon entschieden, konnten uns aber auf kurz oder lang nicht mit dem Leben dort anfreunden. Es war  klein, laut, hat gestunken und geschimmelt. Entgegen der Erwartung zahlten wir mehr für das Goshiwon als jetzt für unsere Onerooms ( lediglich die hohe Kaution ist das Problem ). Wenn man das „Glück“ hat mit unsozialen Leuten zusammen zu wohnen, bekommt man weder was vom Essen, Tee, Kaffee, etc. noch was vom warmen Wasser in der Früh, ab. Die Waschmaschine wird dann mal auch sehr spät in der Nacht angemacht und durchgehend belegt, so dass man selten dazu kommt seine Wäsche zu waschen.

Valentina (Bachelor, Hanyang University) & Vivi (Bachelor, Sookmyung Women’s university)



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